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„Die Grenzen meiner Sprache bedeuten die Grenzen meiner Welt“, formulierte es einst der Sprachphilosoph Ludwig Wittgenstein sehr treffend. Mit jeder neuen Chinesisch-Vokabel setzt sich also das mentale China-Puzzle ein Stück weiter zusammen. In unserer Chinesisch-Kolumne bringen wir spannende Besonderheiten und aktuelle Entwicklungen zur Sprache.
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Krabbenchips kennen Sie. Aber haben Sie schon mal von Shrimpmännern gehört, der neuesten Meeresfrüchte-Wortblüte, die sich im chinesischen Netzjargon abfischen lässt? Nein? Kein Problem. Praktischer Weise können auch Laien Garnelen-Guys unter den Flirt-Fängen gleich bei der ersten Inaugenscheinnahme zielsicher ausfindig machen. Kleine Faustregel für Fischerei-Frischlinge: Body top, Gesicht flopp? Bingo! Dann haben Sie einen Shrimp-Schlingel an der Angel. Denn als 虾男 xiānán – wörtlich Shrimp-Mann oder Garnelen-Kerl – tituliert Chinas Netzgemeinde neuerdings augenzwinkernd Männer mit durchtrainiertem Leib und durchschnittlicher Visage. Fairer Weise gibt es natürlich auch ein weibliches Pendant dazu – das Garnelen-Girl (虾女 xiānǚ).
↑ Garnelen-Guy oder nicht?
Woher die Meeresfrüchte-Metapher? Nun, stellen Sie sich einfach eine saftige Premiumgarnele vor, die Sie genüsslich aus der krossen Schale schälen. Das feste Fleisch ringelt sich wie ein knackiger Sixpack zwischen Ihren Fingerspitzen. Doch halt, bevor sie zubeißen, was muss weg? Richtig, der Kopf. Der ist nämlich ungenießbar. Et voila – geboren ist die Idee von Shrimp-Schönling und Shrimp-Schönheit.
Falls Sie es noch nicht wussten: Auch der englische Slang kennt übrigens schon seit geraumer Zeit eine (politisch unkorrekte) Bezeichnung für das genannte Szenario, setzt hier aber lieber auf lautliche Wortspiele. Muskelprotze und Fitness-Freaks mit Abzügen bei der Gesichtsnote heißen im Angelsächsischen „chestnut face“, also Wasserkastanien-Gesicht. Eine lautliche Anlehnung an "chest, not face" – frei übersetzt: Brustkorb Bombe, Front Fehlanzeige. Frauen mit heißer Figur und weniger heißem Lächeln nennt man im Englischen dagegen „butterface“ (everything about her is perfect but her face).
Zurück zum Chinesischen: Hier krabbelt auch noch ein weiteres Krustentier durchs Kauderwelsch – nämlich die „Krebs-“ oder „Krabbenfrau“ (蟹女 xiènǚ). Diese Spezies zeichnet sich durch ihren schillernden, aber harten Panzer aus, gepaart mit einer ordentlichen Prise stacheliger Angriffslust. Gemeint sind also Zeitgenossinnen, die kratzbürstig sind, aus Prinzip bei allem knallhart Kontra geben und mit Vorliebe den einen oder anderen Seitenhieb verteilen – ähnlich wie die gepanzerte Krabbe eben, die stets die Scheren gezückt hat und gerne auch mal seitlich läuft. Doch, wer schon einmal eine Krabbe gekocht und geknackt hat, der weiß: anders als bei saftigen Shrimps puhlt man am Ende nur mühsam eine magere Ausbeute an eher labberigem Fleisch aus Panzer und Scheren heraus – sprich: schillernde Schale, wenig dahinter. Und dies ist in den Augen chinesischer Wortakrobaten genau das Merkmal der „Krabbenfrauen“. Diese machen lauthals auf sich aufmerksam, wenn es aber hart auf hart kommt, zeigt sich, dass nur wenig Ideenmasse hinter den großen Worthülsen steckt.
Und welcher Meeresfrüchte-Mix findet sich so in Ihrem Bekanntenkreis? Definitionen für Seegurken-Ladies und Hummer-Hansel, Miesmuschel-Mädels und Kalmar-Kerle stehen leider noch aus. Aber werden Sie gerne kreativ. Vielleicht schafft ja die eine oder andere marine Wortneuschöpfung den Sprung ins sprachliche Alltagsaquarium, auf Deutsch oder Chinesisch.
Von Verena Menzel
用二十个词说 ... 健身
Fitnesstraining ... in 20 Worten
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