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„Die Grenzen meiner Sprache bedeuten die Grenzen meiner Welt“, formulierte es einst der Sprachphilosoph Ludwig Wittgenstein sehr treffend. Mit jeder neuen Chinesisch-Vokabel setzt sich also das mentale China-Puzzle ein Stück weiter zusammen. In unserer Chinesisch-Kolumne bringen wir spannende Besonderheiten und aktuelle Entwicklungen zur Sprache.
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Wann hat man das stabilste Gleichgewicht? Genau, im Liegen! Mag das vielleicht auch für die Work-Life-Balance zutreffen? In China jedenfalls trended derzeit das sogenannte Flachliegen (躺平 tǎngpíng – 躺 tǎng = „liegen“ und 平 píng „flach“) als Social-Media-Schlagwort. Es ist als eine Art stilles Auflehnen der jungen Generation gegen ein zunehmend durch Konkurrenzdruck und schwindende Aufstiegschancen geprägtes Bildungs- und Arbeitsumfeld in den großen Metropolen des Landes zu verstehen.
Viele junge Chines:innen sind mit dem, was nach jahrelangem Büffeln (auf Schul- und Unibänken) und Burnen (am Arbeitsplatz) unterm Strich herauskommt, unzufrieden. Ausklinken aus dem Wettbewerb erscheint da als attraktiver Ausweg. Flachliegen statt Querstellen also. Mögen sich die anderen aufreiben.
Generell wächst sich im chinesischen Sprachgebrauch seit einiger Zeit ein stattliches neues Wortfeld rund um die Work-Life-Balance (工作与生活的平衡 gōngzuò yǔ shēnghuó de pínghéng) aus. Zahlreiche Neologismen spiegeln das Spannungsfeld, das der rasante Wirtschaftsausstieg und die Tech-Revolution im Alltag hinterlassen haben.
Nimm's buddhistisch!
Schon vor einigen Jahren traten die sogenannten Buddhist Youngsters auf den Plan, eine Art Vorgänger der „Tangpinger“. Schon damals deutete sich an, dass viele junge Chinesen genug davon hatten, sich wegen Schulstress, Karrieresorgen, Wohnungskauf und Partnersuche verrückt zu machen. Mehr Gelassenheit – weniger Muss, so lautete ihr Credo. In der chinesischen Internetsprache wurde diese Lebenseinstellung damals unter dem Hashtag 佛系 fóxì subsumiert, die Dinge „buddhistisch angehen“ oder es „buddhistisch nehmen“, so könnte man sagen. Die Follower taufte man entsprechend 佛系青年 fóxì qīngnián „buddhistisch eingestellte Jugend“.
Zu den neuesten Wortkreationen gehört außerdem die Zahlenkombi 996 (jiǔ jiǔ liù), die ausufernde Arbeitszeiten und die neue Überstundenkultur beschreibt (von 9 bis 9 Uhr schuften – und das 6 Tage die Woche). Und unter dem Schlagwort 内卷 nèijuǎn („Involution“) werden alle Arten von übertriebenem, ja teils ins Absurde ausuferndem Wettbewerb zusammengefasst, die sich manchmal regelrecht verselbstständigen (ein Beispiel ist der Nachhilfe-Wahn, mit dem sich chinesische Mittelschichteltern übertrumpfen). „Neijuan“ ist im wahrsten Wortsinne „eine Rolle inwärts“, die allen Beteiligten das Leben schwer macht.
So verführerisch und Meme-reich die Flachliegen-Philosophie auch daherkommen mag, bleibt es tatsächlich natürlich schwierig, sich aus den gesellschaftlichen und familiären Verpflichtungen völlig „freizuliegen“. Schließlich muss man sich die Liegelogik auch leisten können. Da werden Erinnerungen an schon fast vergessene Klassenunterschiede im chinesischen Schienenverkehr wach, wo man traditionell zwischen Soft- und Hard-Sleeper-Abteilen (软卧 ruǎnwò „weich liegen“ und 硬卧 yìngwò „hart liegen“) unterscheidet. Analog gibt es auch unter Tangpingern durchaus unterschiedliche Liegeklassen. Denn nur wer ein entsprechendes Finanz- oder Beziehungspolster mitbringt, wird weich und komfortabel liegen und sich die eine oder andere Verweigerungshaltung leisten können. Für andere liegt es sich auf der Tangping-Matratze auf lange Sicht dagegen leider eher hart.
Von Verena Menzel
Von Schlafanzug bis Schlaflosigkeit - wir haben für euch die nützlichsten chinesischen Vokabeln rund um das Thema Schlaf zusammengestellt. Licht aus und süße Träume!
Schlafverbot in Chinas IKEA-Filialen?
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