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„Die Grenzen meiner Sprache bedeuten die Grenzen meiner Welt“, formulierte es einst der Sprachphilosoph Ludwig Wittgenstein sehr treffend. Mit jeder neuen Chinesisch-Vokabel setzt sich also das mentale China-Puzzle ein Stück weiter zusammen. In unserer Chinesisch-Kolumne bringen wir spannende Besonderheiten und aktuelle Entwicklungen zur Sprache.
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China hoppelt ins Hasenjahr. Zeit also einen Blick in den Kaninchenstall der chinesischen Kultur zu werfen. Während sich bei uns ja der Osterhase als bekanntestes Zuchtexemplar durch die Kulturgeschichte knabbert, mümmelt sich im Reich der Mitte der „Mondhase“ (月兔 yuètù) beziehungsweise „Jadehase“ (玉兔 yùtù) durch die klassische Mythologie. Als Begleiter der Mondgöttin (oder Mondfee) Chang’e (嫦娥 Cháng'é), für die er mit seinem Gerät auf dem Erdtrabanten das Lebenselixier stampft, kennt ihn in China jedes Kind. Die früheste Erwähnung dieses „Hasen auf dem Mond“ reicht bis in die Zeit der Streitenden Reiche (475 - 221 v. Chr.) zurück. Im Sprachgebrauch hat sich die Story über die Jahrhunderte so manifestiert, dass 月兔 yuètù und 玉兔 yùtù im Chinesischen bis heute gängige Synonyme für Mond sind.
Endgültig in die Neuzeit katapultiert wurde der Jadehase dann im Jahr 2013 von Chinas Nationaler Raumfahrtbehörde (CNSA). Im Rahmen der Mission Chang’e 3 („Mondfee 3“) des chinesischen Mondprogramms wurde der Rover „Yutu“ (玉兔号月球车 Yùtùhào yuèqiúchē) dort abgesetzt, wo sich nun wirklich Fuchs und Hase gute Nacht sagen – auf unserem kosmischen Nachbarn nämlich.
Direkt in Griffnähe ist dagegen ein anderer chinesischer Hasenpromi – der „White Rabbit“, auf Chinesisch eigentlich „Big White Rabbit“ (大白兔dàbáitù), der in China quasi in jedem Supermarktregal zu finden ist. Mümmeln tut hier ausnahmsweise aber nicht das Häschen, sondern der Verbraucher. Die Rede ist von einem landesweit beliebten Kaubonbon des Shanghaier Lebensmittelherstellers Guanshengyuan (冠生园 Guānshēngyuán). Schon seit 1959 versüßt das Sahnekaubonbon (奶糖 nǎitáng) mit dem schneeweißen Kaninchen auf dem knisternden Konfektpapier chinesische Kindertage. Mittlerweile sind neben dem Original (原味 yuánwèi) noch elf weitere hippe Geschmacksvarianten im Süßwarenregal zu finden, darunter auch so exotische Sorten wie Zuckermais (玉米 yùmǐ), Adzukibohne (红豆 hóngdòu), Durian-Stinkefrucht (榴莲 liúlián) und Wasabi (芥末 jièmò) – letztere Geschmäcker sind sicher nichts für kulinarische Hasenfüße.
White-Rabbit Kaubonbon
Damit die alte Marke nicht irgendwann im Kaninchenbau der Vergessenheit verschwindet, setzt der Shanghaier Traditionsbetrieb auf eine moderne Marketingstrategie mit firmenübergreifenden Kooperationen und Cross-Branding. So sind in China mittlerweile auch Eis, Milchtee und Kartoffelchips, ja sogar Handcreme, Bodylotion und Parfüm in der Flavor-Variante „Weißer Hase“ erhältlich.
Emoji-Mümmelmann Tuzki
Und – last but not least – dürfte Ihnen in China auch ab und an ein Langohr durchs Chatfenster hopsen – Tuzki, auf Chinesisch 兔斯基 Tùsījī, der Platzhirsch, Verzeihung, Platzhase unter Chinas Emoji-Mümmelmännern. Er basiert auf den Zeichnungen der Illustratorin 王卯卯 Wáng Mǎomǎo, die im Westen besser unter ihrem englischen Namen MOMO bekannt ist. Sie kreierte den rebellischen Rammler im Jahr 2006, als man digitale Sticker in China noch über den Messangerdienst QQ versendete. Das launige Langohr traf damals den Geist einer ganzen Generation und war so erfolgreich, dass sich Warner Media die Markenrechte sicherte. Mittlerweile ist der fellige Junggeselle – der laut seiner Erfinderin eine Karottenallergie, dafür aber eine Vorliebe für Kaffee, Milchprodukte und Süßigkeiten hat – natürlich auch im WeChat-Zeitalter angekommen. Hier lassen sich zahlreiche animierte Stickersets des minimalistisch gehaltenen Cartoon-Karnickels herunterladen, und zwar für alle Gemüts- und Lebenslagen.
Mit diesem Hasenklatsch im Hinterkopf hopsen Sie sicherlich gut ins Hasenjahr. In Sachen Pelzpromis wissen Sie schließlich jetzt, wie der Hase in China läuft.
Von Verena Menzel
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