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„Die Grenzen meiner Sprache bedeuten die Grenzen meiner Welt“, formulierte es einst der Sprachphilosoph Ludwig Wittgenstein sehr treffend. Mit jeder neuen Chinesisch-Vokabel setzt sich also das mentale China-Puzzle ein Stück weiter zusammen. In unserer Chinesisch-Kolumne bringen wir spannende Besonderheiten und aktuelle Entwicklungen zur Sprache.
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Wobei lassen Sie sich nur ungern stören? Beim „Ess-ing“ (吃饭ing - chīfàn-ing), „Les-ing“ (看书ing - kànshū-ing) oder vielleicht während des „Ausruh-ing“ (休息ing - xiūxi-ing)?
Wenn sich jedenfalls Chinas „Generation Online“ ganz in den Moment vertieft, werden auch schon mal Sprach- und Grammatikgrenzen nebensächlich. Zwar hat auch das Chinesische seine eigene Verlaufsform (吃饭 chīfàn = „essen“, 正在吃饭 zhèngzài chīfàn = „gerade essen“/„beim Essen sein“). Doch in der chinesischen Internetsprache hat sich die englische ing-Form seit einiger Zeit einen gewissen Coolness-Faktor erarbeitet. Chinas junge Netzgemeinde – die das englische Suffix noch zur Genüge vom Grammatikbüffeln im Schulunterricht kennt – spielt heute kreativ mit dem Wortanhängsel, fügt es nicht nur an chinesische Verben, sondern zum Beispiel auch an Substantive an, und schafft damit jede Menge neue Wortkreationen.
Diese reichen vom „Vergnüging“ (娱乐ing - yúlè-ing) über „Bewerbing“ (招聘ing - zhāopìn-ing) und „Spieling“ (游戏ing - yóuxì-ing) bis hin zum „Fernsehing“ (看电视ing - kàn diànshì-ing). Gemein ist allen Formen, dass sie den Verlaufscharakter der Handlung unterstreichen – beim „ING“-ing ist man geistig und emotional ganz bei der Sache und genießt den Augenblick.
Wer im Übrigen glaubt, eine Ton- und Zeichensprache wie das Chinesische eigne sich nicht für Anglizismen, wird im Gespräch mit heutigen Chinesen schnell eines Besseren belehrt. Beeinflusst durch Internet, internationales Arbeitsumfeld und die immense Unterhaltungsindustrie, die auch ausländische Trends in sich aufsaugt, streuen Chines:innen im Gespräch auch gerne mal ohne jede Vorwarnung englische Begriffe ein.
Vorgemacht haben es einst Chinas aufstrebende Büroangestellte (白领 báilǐng), die angesichts globaler Unternehmensstrukturen und Kommunikationswege so manches chinesische Wort im „Bürosprech“ durch englische Platzhalter austauschten (我把link和proposal的PPT发到你的email,ok吗?). Heute finden Anglizismen nicht selten über eine Vielzahl landesweit erfolgreicher Entertainmentshows ihren Weg in den chinesischen Alltagssprachgebrauch. So machten etwa Hip-Hop- und Streetdance-Formate Begriffe wie „battle“, „diss“, „pick“ und „freestyle“ zu festen Vokabelgrößen im Alltag – auch über das Publikum der Sendungen hinaus. Die chinesische Sprache bleibt also weiter in Bewegung. Da heißt es weiter ins „Lerning“ vertiefen – fleißig xuéxí-ing also.
Von Verena Menzel
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