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„Die Grenzen meiner Sprache bedeuten die Grenzen meiner Welt“, formulierte es einst der Sprachphilosoph Ludwig Wittgenstein sehr treffend. Mit jeder neuen Chinesisch-Vokabel setzt sich also das mentale China-Puzzle ein Stück weiter zusammen. In unserer Chinesisch-Kolumne bringen wir spannende Besonderheiten und aktuelle Entwicklungen zur Sprache.
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Goldbären und Co. machen Hüftgold. Das wissen wir im Land der Gummibärchen-Genießer natürlich schon lange. Noch länger aber haben die Chinesen einen goldigen Euphemismus für derartigen Schlemmerspeck in petto – nämlich die Bärentaille! Schon in klassischen Texten tauchte diese als Teil der Vierzeichen-Redensart 虎背熊腰 hǔbèi-xióngyāo auf – wörtlich „Tigerrücken und Bärentaille“. Gemeint sind mit diesem Chengyu Mitmenschen mit einem Kreuz breit wie ein Tiger und einer Taille bullig wie ein Bär, auf Chinesisch 背宽厚如虎,腰粗壮如熊 (bèi kuānhòu rú hǔ, yāo cūzhuàng rú xióng).
Einst war diese Zuschreibung durchaus als Kompliment gemeint, wurde als schmeichelhafte Huldigung der stattlichen Statur eines Helden gebraucht. Heute wird das altehrwürdige Idiom gerne augenzwinkernd auf pfundige Probleme der Neuzeit angewandt – nämlich ein stämmiges Erscheinungsbild, das nicht so recht ins gängige Beauty-Korsett der Gesellschaft passen will. Oder wie der Chinese es sagen würde: eine Figur, die eher Pferd-Pferd Tiger-Tiger ist (马马虎虎 mǎmahūhū), also „so lala“, um eine weitere tierische Redensart zu bemühen.
Auch im Reich der Mitte gelten schlanke Silhouetten, insbesondere beim weiblichen Geschlecht, als schön. Statt von der Wespentaille träumt manche Chinesin aber wörtlich von einer sexy „Wasserschlangen-Taille“ (水蛇腰 shuǐshéyāo). Weniger sexy ist dagegen die „Wasserkanister-“ bzw. „Wassereimer-Taille“ (水桶腰 shuǐtǒngyāo), egal bei welchem Geschlecht. Denken Sie einfach an die Plastikkanister chinesischer Wasserspender im Büro, dann haben Sie das passende Bild vor Augen.
Obacht vor der "Bärenverwandtschaft"
Mit pausbäckigem Nachwuchs hat man derweil sprachlich meist ein Nachsehen in China. Gut genäherte Kids nennt man auf Chinesisch gerne schon mal liebevoll 小胖墩 xiǎo pàngdūn – wörtlich „kleine dicke Klötzchen“ (von 墩 dūn – Felsblock, Klotz). Das passende Adjektiv dazu gibt es natürlich auch: 胖墩墩 pàng-dūndūn (wörtlich „pummelig-klotzig“). Als Merkhilfe mag hier das Pekinger Olympiamaskottchen der Winterspiele herhalten: der Panda im Eis-Anzug hieß schließlich 冰墩墩 bīng-dūndūn, also „Eisklötzchen“, und hatte bekanntlich auch keine Taille.
Lassen Sie sich übrigens vor lauter Bärentaillen sprachlich nicht auf die falsche Fährte locken. Ein „Bärenkind“ (熊孩子 xióngháizi) ist nicht etwa auch ein properes Pummelchen, sondern das sprachliche Pendant zu unserem Teufelsbraten, sprich ein ungezogenes Kind, das es faustdick hinter den Ohren hat. Und mit der buckeligen „Bärenverwandtschaft“ (熊亲戚 xióngqīnqi) sind auf Chinesisch nicht etwa dicke tortensüchtige Tanten oder übergewichtige Cousinen gemeint. Es handelt sich vielmehr um verhaltensmäßig teuflische Sippschaft, die dem Nachwuchs damit einen Bärendienst tut. Entweder indem sie den Kleinen immer wieder einen Bären aufbindet. Zum Beispiel durch Jux und Späße, welche die Kleinen noch nicht verstehen, weshalb der Humor letztlich auf deren Kosten geht. Oder durch kopfloses beziehungsweise völlig unangemessenes Verhalten, dass der Brut ganz offenkundig schadet (Dinge wie Onkels, die mal am Schnapsglas oder Kaffee nippen lassen; Großeltern, die die Kleinen hypochondrisch in Tausende Kleiderschichten einmummeln; Tanten, die Flecken im Gesicht mit Spucke wegwischen … – you name it).
Zurück zu Taillenfragen: Diese sind natürlich auch in China in gewisser Weise ein zwischenmenschliches Mienenfeld. Auch im Reich der Mitte begibt man sich mit unbedachten Kommentaren zur Figur schon mal auf dünnes Eis. Daher zum Abschluss noch ein kleiner sprachlicher Rettungsring, mit dem sich üppige Rundungen auf Chinesisch taktvoll umschreiben lassen: nämlich das Adjektiv 丰满 fēngmǎn – das chinesische Gegenstück zum Deutschen „vollschlank“ beziehungsweise „mollig“. Nur für den Fall, dass Sie mal in die sprachliche Verlegenheit kommen sollten.
Von Verena Menzel
Gewichtiges Problem: Beijinger Schüler sind zu dick
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