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„Die Grenzen meiner Sprache bedeuten die Grenzen meiner Welt“, formulierte es einst der Sprachphilosoph Ludwig Wittgenstein sehr treffend. Mit jeder neuen Chinesisch-Vokabel setzt sich also das mentale China-Puzzle ein Stück weiter zusammen. In unserer Chinesisch-Kolumne bringen wir spannende Besonderheiten und aktuelle Entwicklungen zur Sprache.
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Der Oolong-Tee kommt in die Tasse, ganz klar. Aber ein „Oolong-Ball“? Der kommt natürlich ins Tor, allerdings leider ins falsche! „Oolong-Ball“ (乌龙球 wūlóngqiú) bzw. „Oolong-Tor“ ist nämlich die gängige chinesische Bezeichnung für „Eigentor“. Land der Teetrinker hin oder her, was bitte haben fermentierte Teeblätter mit Ballsport zu tun? Nun, das hat China der Kreativität seiner Hongkonger Fußballfans zu verdanken. Die nämlich erinnerte der englische Begriff „own goal“ lautlich an das chinesische Wort „wūlóng“. Und da es im Raum Hongkong-Guangdong just den regionalen Ausdruck 摆乌龙 bǎi wūlóng für „etwas vermasseln“ gibt (wörtl. „Oolong schwenken“), brachten die Ballsportfreunde kurzerhand beides zusammen und tauften das Eigentor „Oolong-Tor“, ein „Vermasseltor“ also.
Doch das „Teetor“ ist längst nicht der einzige unterhaltsame chinesische Ballsportbegriff, den man sich in den Olympiawochen merken sollte. Zunächst einmal muss festgehalten werden, dass Chinesen streng zwischen „kleinballigen“ und „großballigen“ Sportarten (小球 xiǎoqiú und 大球 dàqiú) unterscheiden. Zu den ersteren gehören unter anderem Chinas Paradedisziplinen Tischtennis und Badminton, aber auch Tennis, Golf, Hockey, Eishockey, Billard und nicht zu vergessen „Wandball“ (壁球 bìqiú), in unseren Breiten als „Squash“ bekannt. Zu den „Großballdisziplinen“ werden unter anderem Fußball, Basketball, Volleyball, Handball, Bowling und „Olivenball“ (橄榄球 gǎnlǎnqiú), sprich Rugby gezählt.
Wer eine chinesische Fußballübertragung verfolgt, sollte nicht aus allen Wolken fallen, wenn plötzlich ein „Zwölfer“ vergeben wird. Denn 十二码球 shíèrmǎ-qiú, wörtlich „Zwölf-Yard-Ball“, ist im Chinesischen (neben 点球 diǎnqiú „Punktball“ und dem umgangssprachlichen 杀人球 shārénqiú „Killerball“) eine der üblichen Bezeichnungen für „Elfmeter“. Das liegt ganz einfach daran, dass die Chinesen hier in Yard und nicht in Metern rechnen. Und zwölf Yard (12 x 0,9114 Meter) ergeben eben knapp elf Meter, passt also.
Natürlich kommen chinesische Ballsport-Kommentatoren im Land der Feinschmecker auch um eine gewisse Essensmetaphorik nicht umhin. Versorgt jemand im Match seine Mitspieler mit guten Pässen bzw. im Training mit passgenau zugespielten Bällen, so heißt das auf Chinesisch „Bälle füttern“ (喂球 wèi qiú). Verpasst man dem Gegner dagegen unhaltbare Bälle, so lässt man ihn „Bälle essen“ (吃球 chī qiú). Am besten geschieht letzteres wiederum – z.B. im Badminton oder Tischtennis – indem man den „Ball tötet“ (杀球 shāqiú) – das ist das chinesische Synonym für „schmettern“.
Läuft es im Team mal nicht so rund – egal ob nun im Sport oder anderswo – ist es erfahrungsgemäß wenig hilfreich, sich gegenseitig „den Lederball zuzukicken“ (踢皮球 tī píqiú), auf Deutsch: einander den schwarzen Peter zuzuschieben. Und wer weiß, am Schluss kann vielleicht ein Kanten- oder Linienball (擦边球 cābiānqiú – wörtlich „Randschrammball“) das entscheidende Quäntchen in die Waagschale zwischen Sieg und Niederlage werfen. Manchmal gilt das auch für das reale Leben. Hier nämlich ist der Begriff „einen Kantenball spielen“ (打擦边球 dǎ cābiānqiú) eine gängige Metapher dafür, sich am Rande der Legalität durchzumogeln, zum Beispiel indem man bestehende Schlupflöcher ausnutzt.
Wem jetzt vor lauter neuen Vokabeln schon die Bälle im Kopf herumschwirren, kann sich für den Anfang mit einem leicht zu merkenden, authentischen Anfeuerungsausspruch begnügen, nämlich „Guter Ball! (好球!Hǎoqiú!). Ins Deutsche übertragen heißt das „Bombenschuss“ oder ganz einfach “Bravo!“. Dem nächsten gemeinsamen Ballsport- oder Olympiaabend mit chinesischen Freunden steht also nichts mehr im Wege.
Von Verena Menzel
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