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„Die Grenzen meiner Sprache bedeuten die Grenzen meiner Welt“, formulierte es einst der Sprachphilosoph Ludwig Wittgenstein sehr treffend. Mit jeder neuen Chinesisch-Vokabel setzt sich also das mentale China-Puzzle ein Stück weiter zusammen. In unserer Chinesisch-Kolumne bringen wir spannende Besonderheiten und aktuelle Entwicklungen zur Sprache.
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Das muss ich haben! Wem dieser Gedanke im Hirn herumspukt, dem hat wohl jemand einen Floh ins Ohr gesetzt, oder besser gesagt: ein „Gräschen“ in den Kopf „gepflanzt“ (种草 zhòngcǎo). So nämlich heißt es auf Neuchinesisch, wenn jemandem Produkte durch Empfehlung so schmackhaft gemacht werden, dass Kaufgelüste sprießen. Befriedigt man diese, spricht man analog von „Gräschen ausrupfen“ (拔草 bácǎo). Lässt es der Geldbeutel dagegen nicht zu, „wachsen“ und gedeihen die Kräuter im Hinterkopf (长草 zhǎngcǎo) solange bis man den Kauf tätigt.
Gras- und Kräutergärtner, die den mentalen Hinterhofgarten munter bepflanzen, gibt es im Reich der Mitte wirklich zur Genüge. Im Alltag verschwimmen die Grenzen zwischen Werbebewuchs und Wirklichkeit schon auf dem Weg ins Büro.
Während man sich im morgendlichen Rushhour-Gedrängel in der Pekinger U-Bahn am Gebrauchtwagenwerbehaltegriff festkrallt, guckt man in die Tunnelröhre vor dem Fenster, wo Projektoren neueste Onlinerabattaktionen an die Wand flimmern. Das lenkt den Blick unweigerlich zurück auf den Smartphone-Bildschirm, wo die Werbetrommel fröhlich weiterhämmert: WeChat Moments (微信朋友圈 Wēixìn péngyouquān), Weibo (微博 Wēibó), Douyin (抖音 Dǒuyīn), Toutiao (今日头条 Jīnrì Tóutiáo) ... in allen Applikationen durchweben - mehr oder weniger gut gekennzeichnet - Produkthinweise das Content-Geflecht.
Da ist es nur folgerichtig, dass mit Xiǎohóngshū 小红书 (wörtl. „Kleines rotes Buch“) mittlerweile eine App durchstartet, die sich ganz unverhohlen auf Produktempfehlungen spezialisiert hat. Hier stellen Nutzer:innen Video- und Textbeiträge online, in denen sie Produkte testen, vergleichen und bewerten.
Zu den eigentlichen Großgärtnern unter den Gräschenpflanzern zählen aber ohne Zweifel Chinas Celebrities. Deren Konterfeis lächeln nämlich nicht nur von Werbe-Griffen und WeChat-Anzeigen, sondern auch von zahlreichen Produktverpackungen im Supermarkt - von der Tarochips-Tüte bis zur Kräuterteedose. Anders als in westlichen Sphären, wo sich Firmen oft Exklusivverträge mit einzelnen Promis als Markenbotschaftern und Werbeträgern (代言人 dàiyánrén) sichern, kosten chinesische Stars und Sternchen (明星 míngxīng) die Sternstunden ihres Ruhms oft gehörig aus, in dem sie sich parallel gleich für mehrere Unternehmen und Produkte als Werbezugpferd vor den Karren spannen lassen.
Viel zu jäten haben unterdes auch die Zuschauer chinesischer Realityshows (真人秀 zhēnrénxiù). Nicht nur, dass die Logos der Hauptsponsoren quasi ununterbrochen durch jede Einstellung der Boomformate blinken und so tief im Unterbewusstsein des Publikums wurzeln. Auch die (meist prominenten) Teilnehmer säen kräftig mit!
Zum Beispiel indem sie die Sponsorenprodukte während der Sendung selbst konsumieren. So etwa zu sehen in den bisherigen Staffeln der Erfolgs-Musikshow „The Big Band“ (乐队的夏天 yuèduì de xiàtiān), wo die teilnehmenden Bandmitglieder zwischen den Gigs immer wieder kamerawirksam an Sponsorentrinkpäckchen mit Milch- und Fruchtgetränken nuckelten. Die Macher des Streaming-Hits „Sisters Who Makes Waves“ (乘风破浪的姐姐 chéngfēngpòlàng de jiějie) hatten eine noch pfiffigere Idee: Warum viel Geld für aufwendig produzierte Werbeeinspieler ausgeben? Sie spannten stattdessen kurzerhand die berühmten Protagonistinnen der Show als „weiche“ Werbepatinnen ein. In der Sendung waren dann letztlich immer wieder Zwischeneinspieler zu sehen, in denen sich die teilnehmenden Sängerinnen und Schauspielerinnen „ganz nebenbei“ gegenseitig Produkte empfahlen. Damit trieb die Graspflanzkultur ganz neue Blüten.
Von Verena Menzel
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