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„Die Grenzen meiner Sprache bedeuten die Grenzen meiner Welt“, formulierte es einst der Sprachphilosoph Ludwig Wittgenstein sehr treffend. Mit jeder neuen Chinesisch-Vokabel setzt sich also das mentale China-Puzzle ein Stück weiter zusammen. In unserer Chinesisch-Kolumne bringen wir spannende Besonderheiten und aktuelle Entwicklungen zur Sprache.
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Pssst! Sagen Sie es bitte nicht weiter, aber im Chinesischen sagt man gar nicht „pst!“. Unliebsames Gemurmel im Kino, quatschende Kommilitonen auf der Hinterbank, quäkende Kulturbanausen in der Kunstausstellung – darauf folgt in China ein energisches „Xxxu!“ – gesprochen mit kräftigem Reibelaut wie im deutschen „(i)ch“ und mit ordentlicher Lippenrundung, so als wolle man ein „ü“ sprechen. (Kurze Lesepause an dieser Stelle, Sie probieren sicher gerade aus.)
Für den chinesischen „Pst-Laut“ gibt es mit 嘘 sogar ein eigenes Schriftzeichen! Und das ist nicht das einzige „Ausrufezeichen“ im Chinesischen. So gut wie alle verbalisierten Gefühlsregungen (von Grammatikliebhabern gerne auch als Interjektionen bezeichnet), die man mit dem chinesischen Lautrepertoire so ausstoßen kann, lassen sich tatsächlich mit speziellen „Hanzi“ abbilden. Meistens enthalten sie den Mundradikal 口 auf der linken Seite. Man trifft sie zwar selten in formellen schriftlichen Dokumenten, Sachbüchern oder Zeitungstexten, dafür aber umso häufiger in Filmuntertiteln, Songtexten, informeller Literatur und natürlich Textnachrichten, Onlineposts und Social-Media-Kommentaren.
Hier eine kleine „Ausrufezeichen“-Kunde für Einsteiger: Es gibt zum Beispiel ein eigenes Schriftzeichen für ein erstauntes, entzücktes oder erschrecktes „Ah!“ (啊 ā, á, ǎ, à – je nach Situationsbedarf einfach in unterschiedlichen Tonlagen aussprechen!). Und ein Zeichen für ein locker zugerufenes „Hey!“ (嘿 hei! – wie in „Hey, komm mal her!“ 嘿,你过来一下!Hēi! Nǐ guòlái yīxià!). Man findet auch ein Hanzi für alle möglichen „Oh“-Varianten (哦 o! – vielfältig einsetzbar von freudiger Erregung, über Erstaunen und Zweifel bis hin zu resignierter Hinnahme – bitte auch hier den Ton entsprechend anpassen: ó, ò, o ...), sowie ein eigenes Zeichen für freudiges (oder leicht hämisches?) Feierabendträllern (啦啦啦 lalala). Die Zeichenkombi für die schluchzenden (da Überstunden schiebenden) Kollegen kommt hier: 呜呼呼 wūhūhū. In China kennt man sogar eine Verschriftlichung für den entrüsteten Tzz!-Schnalzlaut, den man Dränglern, Anremplern und Fußtramplern in der überfüllten chinesischen Rushhour-U-Bahn gerne zuraunt (啧 – das Lautzeichen für ein Schnalzen).
Mit den chinesischen Interjektionszeichen für Lachlaute ließe sich gar ein interkultureller Lachleitfaden lancieren: Die Lachlatte reicht vom bekannten Basislaut 哈 hā (gerne auch in Mehrfachausführung: 哈哈哈,真可笑!Hāhāhā, zhēn kěxiào! – „Hahaha, wirklich lustig!“) über verschämtes (嘻嘻 xīxī „hihi“) oder verschwörerisches (嘿嘿 hēihēi „hehe“) Kichern bis hin zu leicht eingeschnapptem Feixen (呵呵 hēhē - „höhö, hähä“). Nicht zu vergessen als Lachgipfel natürlich das unverhohlene Allmachtsfantasie-Prusten (哇哈哈 wāhāhā, oder wahlweise auch 呜哈哈 wūhāhā).
Für andere chinesische Interjektionen braucht man fast schon einen kleinen Kulturknigge, damit man sie zweifelsfrei zuordnen und richtig anwenden kann: Zum Beispiel für den chinesischen „Wow“-Laut – der lautet nämlich traditionell 哇 wā oder 哇塞 wāsài (哇!很漂亮! Wā! Hěn piàoliang! – „Wow! So hübsch!“). Besonders cool krakeelt man ihn heute neuerdings auch als Anglizismus: 哇喔 wā-ō! (genau: „Wow!“).
„Hä?“ wie in „Hä? Wieso druckt das nicht?“ heißt auf Chinesisch 咦 yí (ein Laut zum Ausdruck von Überraschung). Nicht verwechseln bitte mit unserem „Iiii!“ wie in „Igitt“ (das heißt auf Chinesisch 额 é). Und wer in China vom Panda gekratzt wird, sagt authentischer Weise nicht „aua!“ sondern 哎哟 „āiyō!“. Zum Abschluss noch der Klassiker unter den Kulturschocklauten bei ersten Telefonkontakten nach China. Anrufe beantwortet man in China nämlich nicht mit „Hallo?“, sondern mit einem lässigen 喂 (wéi?). Wā-ō! Oder? Frohes Ausprobieren beim nächsten Telefonat!
Von Verena Menzel
qíngxù
Von depressiv bis freudig erregt, von verwirrt bis beschämt - hier findest du für jede Stimmungslage das passende chinesische Adjektiv. Ab in die Gefühlsachterbahn!
diēwèir
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Sprachliche und kulturelle Vorurteile knacken - mit unserem Chinesisch-Kompaktkurs für Einsteiger!