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„Die Grenzen meiner Sprache bedeuten die Grenzen meiner Welt“, formulierte es einst der Sprachphilosoph Ludwig Wittgenstein sehr treffend. Mit jeder neuen Chinesisch-Vokabel setzt sich also das mentale China-Puzzle ein Stück weiter zusammen. In unserer Chinesisch-Kolumne bringen wir spannende Besonderheiten und aktuelle Entwicklungen zur Sprache.
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Teddysträuße, Schweinchen-Dampfbrot und Gucci-Handtaschen mit knuffigen Cartoonkätzchen? An ein bisschen „meng“ kommt im chinesischen Alltag keiner vorbei! 萌 méng heißt ursprünglich eigentlich „keimen“ oder „knospen“, heute wird der Begriff jedoch überwiegend als Adjektiv im Sinne von „süß, niedlich, putzig“ verwendet. Ähnlich wie Japans Kawaii-Kultur, die es im Westen bereits zu einiger Berühmtheit gebracht hat, herrscht auch in China ein eigener Trend zu allem Niedlichen und kindlich Verspieltem, und zwar quer durch alle Altersgruppen.
Der Knuddeltrend stellt so manchen westlichen Marketingstrategen vor ganz neue Herausforderungen und macht selbst vor etablierten Nobelmarken nicht halt. Im Januar dieses Jahres brachte etwa Gucci zum chinesischen Neujahrsfest eine Sonderkollektion mit der auch in China beliebten japanischen Manga-Kultfigur Doraemon (机器猫 jīqìmāo) heraus. In den sozialen Medien schwärmten chinesische Fashionfans von dieser Zusammenarbeit, die sowohl Kindheitserinnerungen wachrief als auch dem Wunsch nach modisch niedlichem Aussehen entsprach. Noch im selben Monat folgten weitere Luxusmarken mit eigenen „mengigen“ CNY-Zeichentrickkollektionen – von Louis Vuitton und Balenciaga bis hin zu Burberry und Loewe.
Die „Mengmania“ ebnete auch den Siegeszug des chinesischen Spielwarenherstellers POP MART (泡泡玛特 pàopao mǎté). Die Püppchen und Sammelfigürchen des 2010 gegründeten Unternehmens werden meist in einer Überraschungsbox – der sogenannten „Blind Box“ (盲盒 mánghé) – verkauft. Oft gibt es sie sogar griffbereit in eigens aufgestellten Spielzeugautomaten, die neben Plüschtierautomaten (娃娃机 wáwajī) heute zur Grundausstattung jeder gutsortierten chinesischen Metropolen-Mall zählen.
Ein Streifzug durch die Welt knuffiger chinesischer Logos und Produktmaskottchen gleicht einer kleinen Safari: Onlineshopping erledigt man bei Hund (dem Logo von JD.com 京东 Jīngdōng) und Katz (天猫 Tiānmāo T-Mall von Alibaba), Supermarktbestellungen bringt das Nilpferd (盒马超市 Hémǎ chāoshì) und Essenslieferungen das Meituan-Känguru (美团外卖 Měituán wàimài), die Kinder bekommen Onlinenachhilfe beim Zebra (斑马Bānmǎ App) und gechattet wird mit einem Pinguin (dem Logo von 腾讯 Téngxùn Tencent – Betreiberfirma von WeChat und QQ).
Wer nicht nur konsumieren, sondern auch selbst ein bisschen Niedlichkeit verbreiten will, kann im zwischenmenschlichen Austausch „meng verkaufen“ (卖萌 mài méng), sprich „sich niedlich stellen“.
Niedlichkeit als neuer Glamour also? Manche Marktforscher prophezeien „meng“ und „kawaii“ schon eine Zukunft als neuer globaler Jugendtrend. Denn die Generation Tiktok kommt zunehmend mit asiatischen Pop-Trends wie K-Pop in Berührung, die ihr Stil-Empfinden mitprägen. Doch erfahrungsgemäß dürfte ein Umdenken noch eine ganze Weile dauern. Manch einer soll sich schon mit „mengigen“ Shoppingfängen aus China – z.B. mit einem mit Cartoon-Motiven bedruckten Sweatshirt – bei Deutschlandbesuchen den einen oder anderen verstörten Blick eingefangen haben, da man das Ganze für ein Schlafanzugoberteil hielt. Ein klassischer Rückkulturschock. Vor voreiligen Fashion-Übersprungshandlungen nach langen Chinaaufenthalten sei also gewarnt.
Von Verena Menzel
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