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„Die Grenzen meiner Sprache bedeuten die Grenzen meiner Welt“, formulierte es einst der Sprachphilosoph Ludwig Wittgenstein sehr treffend. Mit jeder neuen Chinesisch-Vokabel setzt sich also das mentale China-Puzzle ein Stück weiter zusammen. In unserer Chinesisch-Kolumne bringen wir spannende Besonderheiten und aktuelle Entwicklungen zur Sprache.
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Cholerischer Chef, klüngelnde Kollegen, mieses Monatsgehalt? Zeit, den Futtertrog zu wechseln! Ursprünglich sprach man auf Chinesisch bei Pferden von 跳槽 tiàocáo (wörtl. “zu einem anderen Trog springen”), nämlich dann, wenn treulose Huftiere einfach zu einem anderen Besitzer überliefen, wo es saftigeres Futter gab.
Mittlerweile ist die Metapher ein allgemein gebräuchliches Synonym für den Wechsel der Arbeitsstelle (weil anderswo schmackhaftere Konditionen locken). Besonders nach dem chinesischen Jahreswechsel setzen chinesische Angestellte gerne zum Sprung an - dann nämlich ist der Frühlingsfestbonus (ein Pendant zu unserem Weihnachtsgeld) als Gehaltssahnehäubchen bereits abgesahnt. Ein guter Zeitpunkt also, sich nach grüneren Weiden umzusehen. Kein Wunder, dass Pendlern rund um die Chunjie-Zeit an Bus- und U-Bahnhaltestellen in Chinas Metropolen großflächige Werbebotschaften von diversen Jobportalen (招聘平台 zhāopìn píngtái) entgegenkreischen. Zu den Zugpferden der Branche gehören dabei “Boss Direktbewerbung” (Boss 直聘 Boss zhípìn - Slogan: “Wenn du eine Arbeit suchst, sprich direkt mit dem Boss” 找工作,直接和老板谈 Zhǎo gōngzuò, zhíjiē hé lǎobǎn tán), “Smart Connection” (智联招聘 zhìlián zhāopìn) und die “Jobjäger” (猎聘 lièpìn).
Übrigens wirft man in China beim Jobwechsel nicht das sprichwörtliche Handtuch, sondern “legt die Tragestange nieder” (撂挑子 liào tiāozi). Zum Beispiel wenn man sich als “Arbeitsköter” (上班狗 shàngbāngǒu) oder “Überstundenhund” (加班狗 jiābāngǒu) ausgebeutet fühlt - so die sarkastische Selbstbezeichnung überarbeiteter chinesischer Büroangestellter. Wer Glück hat, muss nicht selbst suchen, sondern wird von einem Headhunter (猎头 liètóu) “angebaggert”. Und das heißt tatsächlich so: Am “Fundament einer Mauer graben” (挖墙脚 wā qiángjiǎo) oder auch kurz “jemanden an- bzw. abgraben” (挖人 wā rén) sind chinesische Ausdrücke dafür, Personal von der Konkurrenz abzuwerben.
Wer dagegen am Arbeitsplatz nur “Fische tätschelt” (Sie erinnern sich vielleicht: das war das Synonym für “eine ruhige Kugel am Arbeitsplatz schieben”), läuft Gefahr, zu gebratenem Tinterfisch verfeuert zu werden. 炒鱿鱼 chǎo yóuyú (“Tintenfisch braten”) bedeutet nämlich (je nach Kontext) “gefeuert werden” oder “den Job hinschmeißen”. Seine Ursprünge soll der Ausdruck in einer Zeit finden, wo man noch mit eigenem Bettzeug am Arbeitsplatz anrückte, da man praktischer Weise auch vor Ort logierte. Wer also seine Sachen wieder packte - sprich “das Bettzeug zusammenrollte” (卷铺盖 juǎn pūgài) - ging oder wurde gegangen, weshalb “das Bettzeug zusammenrollen” zu einem geflügelten Wort wurde. Das wiederum soll den einen oder anderen an die sich beim Braten zusammenrollenden Ärmchen von Tintenfisch erinnert haben, weshalb diese noch indirektere Beschreibung allmählich zu einem Euphemimus für das unerfreuliche Ereignis des Jobverlust wurde.
Wer sich letztlich weder verbraten lassen noch den Futtertrog wechseln will, dem bleibt als letzte Option vielleicht nur noch das Tätscheln der Pferdepopos in der Chefetage. 拍马屁 pāi mǎpì (“auf den Pferdehintern klopfen”) heißt auf Deutsch “jemandem in den Hintern kriechen” (sprachlich auch nicht viel besser). Es zeigt sich also einmal wieder, dass das (Arbeits-)Leben kein Ponyhof ist . Machen Sie trotzdem das Beste daraus!
Von Verena Menzel
拍马屁
pāi mǎpì
sich bei jmdm. einschmeicheln,
jmdm. in den Hintern kriechen/Honig ums Maul schmieren
办公室词汇
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Sich auf Chinesisch bewerben ... in 20 Worten
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"Voll gemüsig"
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"Vertretungsfahrer"
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"So geht Entschleunigung in China"
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"Tauben fliegen lassen"
tiàocáo
"Futtertrog-Hopping"
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"(überflüssige) Glühbirne"
hǔnián
"Tiger, Tiger, Tiger"
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"Essens-Livestream"
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"Influencer, Internetstars"
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